Nach der lange erwarteten Veröffentlichung der Marxschen Chronik im vergangenen Jahr fand nun auch ein gut besuchter Vortragsabend zur Geschichte Schloßborns statt. Rund 50 Gäste folgten der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins ins katholische Gemeindehaus.
Der Abend begann mit dem gemeinsamen Singen eines Schloßborn-Liedes, dem viele der Anwesenden beinahe Hymnenstatus zuschreiben. Text und Melodie stammen von Karl Bankowsky, einem ehemaligen Grundschullehrer, der das Lied in den 1980er-Jahren anlässlich einer Karnevalssitzung verfasste (siehe Anhang). Das Lied wurde vor einiger Zeit wiederentdeckt und erfreut sich seither großer Beliebtheit. Für die musikalische Begleitung sorgte Martin Pritz auf dem Akkordeon.
Nach dieser stimmungsvollen Einstimmung begrüßte Klaus Hindrichs, Erster Beigeordneter der Gemeinde, die Gäste mit einem kurzen Grußwort in Vertretung des Bürgermeisters. Im Anschluss begann Christoph Klomann mit seinem reich bebilderten Vortrag.
Nach einem kurzen Überblick zur geografischen Lage der Gemarkung spannte Klomann den historischen Bogen von den frühzeitlichen Spuren römischer, keltischer und germanischer Siedlungen bis hin zur berühmten Bardo-Urkunde. Dabei kam auch die erste Kirche im westlichen Taunus zur Sprache, die Willigis persönlich gestiftet hatte – ein bedeutsames Zeugnis der frühen Geschichte Schloßborns.
Im Abschnitt zur Frühen Neuzeit ging es unter anderem um die Auswirkungen der Pest, den Dreißigjährigen Krieg und den berüchtigten Schinderhannes, der nachweislich in der sogenannten Hasenmühle aktiv war.
Ein besonderes Augenmerk galt dem 20. Jahrhundert: Hier betonte Klomann, dass sich die katholisch geprägte Bevölkerung Schloßborns in der NS-Zeit weniger vom Nationalsozialismus vereinnahmen ließ als in anderen Gemeinden. Über 60 % der Wählerschaft unterstützten weiterhin die Zentrumspartei. Einzelne Ereignisse – vor allem gegen Kriegsende – deuten zudem auf eine kritische oder zumindest zurückhaltende Haltung gegenüber dem Regime hin.
Der Vortrag endete mit der Gebietsreform von 1972, durch die Schloßborn seine Eigenständigkeit als Gemeinde verlor.
Eingerahmt von so viel lebendiger Geschichte wechselten an diesem Abend auch die letzten fünf Exemplare der Marxschen Chronik in die Hände interessierter Bürgerinnen und Bürger.
Neben spannenden historischen Einblicken brachte der Abend auch einen beachtlichen Spendenbetrag von 300 Euro für die Restaurierung der 1952 eingeweihten Walkapelle ein. Diese war im vergangenen Jahr durch Vandalismus beschädigt worden – der Schaden von etwa 1.500 Euro wurde mittlerweile von der Kirchengemeinde behoben. Norbert Mezger vom Kirchenverwaltungsrat erläuterte den Spendenzweck und warb erfolgreich um Unterstützung.
So blickt der Heimat- und Geschichtsverein einmal mehr auf eine rundum gelungene Veranstaltung zurück.
Stimmungsvoller Einstieg mit Martin Pritz
Unser Referent Christoph Klomann
Zahlreiche Gäste
Text und Bilder: A. Roselt
Anhang: Schloßborn-Lied von Karl Bankowski
Schloßborn, Schloßborn, du stilles Dorf
Im Schatten deiner Wälder
Liegst du am Fuß des Butznickel,
umrahmt von Bach und Feldern.
Der Silberbach fließt durch das Tal,
der Atzelberg grüßt herüber.
Siehst du die Mühlen dort im Grund
Geh‘ nicht daran vorüber!
Vom Köppchen schau‘n wir übers Dorf
Zum Nachbarwald mitunter.
Von dem im Sommer klingt Musik
Ins weite Tal hinunter.
Dann geht das Herz uns auf vor Glück.
Wir haben es oft schon empfunden,
dass dieses Dorf uns Heimat ist,
mit ihm sind wir verbunden.
Vom Luloch bis zum Seegrund hin
Bin ich schon oft gegangen.
Und von der Platt im Sonnenlicht
War stets mein Blick gefangen.
Wenn es im Winter stürmt und schneit –
Das Lachen ist nicht erfroren!
In meinem Heimatdorf Schloßborn
Fühl‘ ich mich nie verloren.