Heimat- und Geschichtsverein Schloßborn e.V.

Startbild Innenseite SchriftquelleImmer wieder kommt es vor, dass uns als örtlicher Geschichtsverein Dokumente übergeben werden, welche die Besitzer als Allgemeingut in guten Händen wissen wollen. In den vergangenen Wochen sind zwei Schriftquellen an uns gelangt, die besondere Beachtung verdienen.

Ordinationsbuch für die Jahre 1774-1819

Frau Liselotte Frankenbach, die Frau des ehemaligen Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins Joachim Frankenbach, hat uns ein bemerkenswertes handschriftliches Buch übergeben, welches die Schreiben der Erzbischöfe an ihre Pfarreien aus den Jahren 1774 bis 1819 beinhaltet. Niedergeschrieben wurden sie von den jeweiligen Amtsschreibern in Mainz, Aschaffenburg oder Regensburg.

Obwohl diese Schreiben natürlich auch Anweisungen für die Pfarrei Schloßborn enthielten, hat das Buch überregionale Gültigkeit. Spezielle Ortsgeschichte ist aus ihm zwar nur indirekt entnehmbar, trotzdem bleibt es ein spannendes Dokument aus einer höchst interessanten Zeit. 

Es ist dies die Zeit der Französischen Revolution, der ersten Demokratiebewegungen auch auf deutschem Boden, der Zerstörung der Königsteiner Burg im Zuge der Koalitionskriege und die Zeit von Napoleons Aufstieg und Untergang. Von kirchlicher Bedeutung war unter anderem der Reichsdeputationshauptschluss, welcher für das Erzbistum Mainz die Auflösung bedeutete. Für Schloßborn ist es die Zeit des Übergangs an Nassau, des Schinderhannes und die Zeit großer Armut durch die ständige Besetzung mit aus- und inländischen Truppen.

Umschlagseite Ordinationsbuch
Umschlagseite, auffällig die handschriftlichen Notizen:
"Alte Verordnungen" und "Pfarrarchiv Schlossborn Nr. 53"

Innenseite exemplarisch
Innenseite exemplarisch

 

Schriftstück des vorletzten Bürgermeisters von Schloßborn

 

Die zweite Schrift ist ein handschriftliches Dokument von Jakob Ohlig, dem Schloßborner Bürgermeister von 1945 bis 1964.  In diesem beschreibt Ohlig in einer Art zusammenfassendem Rechenschaftsbericht seine wichtigsten Amtshandlungen und die Geschehnisse in der Gemeinde in der Nachkriegszeit.

Der Bericht beginnt mit dem Einmarsch der Amerikaner am Karfreitag 1945 und schildert Ohligs unerwartete Einsetzung als Bürgermeister, da sein Vorgänger aufgrund seiner Parteimitgliedschaft abgesetzt wurde. Ohlig beschreibt die anfängliche Not der Bevölkerung, geprägt von Lebensmittelknappheit und der Geldentwertung vor der Währungsreform 1948. Ein zentrales Thema ist die Aufnahme und Unterbringung von rund 200 Heimatvertriebenen, für die er sich mit Unterstützung der Bevölkerung und durch den Bau eines Sechs-Familien-Hauses einsetzte.

Der Fokus des Textes liegt auf den Bauprojekten und Infrastrukturmaßnahmen, die unter seiner Amtszeit realisiert wurden. 

Der Text schließt mit den späteren Projekten, wie der Einweihung eines Kindergartens und einer neuen Kapelle, die jedoch nicht mehr in seiner direkten Amtszeit stattfanden, aber eng mit der von ihm angestoßenen Entwicklung verbunden sind.

Die Quelle ist eine autobiografische Darstellung aus der subjektiven Perspektive des Bürgermeisters Jakob Ohlig. Sie ist in einem einfachen, oft direkten Stil verfasst, der die persönliche Beteiligung und emotionale Verbundenheit Ohligs mit den geschilderten Ereignissen erkennen lässt.

Das Dokument wurde uns aus einem Nachlass übergeben. Die Nachkommen von Jakob Ohlig kannten es bisher nicht.

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